„Fünf Orte, eine Seelsorgeeinheit.“ in Neckargartach

Mit der Reihe „Fünf Orte, eine Seelsorgeeinheit“ haben wir im Oktober 2016 in Kirchhausen begonnen und haben diese am 24. Juni 2017 in Neckargartach fortgesetzt. Das Kennenlernen der Orte, der Kirchengemeinden und der Gemeindemitglieder unserer Seelsorgeeinheit sind der Anlass für die Aktion.Das Vorbereitungsteam (Prozessteam Kirche am Ort) sucht für die Aktion jeweils interessante Orte, Personen und Gruppen heraus, welche uns ihren Beitrag zur „Kirche am Ort“ erzählen. Darüber hinaus werden auf dem Weg durch den Ort immer wieder spirituelle Impulse gesetzt. Den Abschluss bilden ein gemeinsamer Gottesdienst und ein gemütliches Miteinander bei Wurst und Getränk.

Mit knapp 25 Interessierten haben wir uns am Samstag, den 24. Juni 2017 um 14 Uhr auf den Weg gemacht Neckargartach zu erkunden. Wir haben folgende „Orte“ besucht:

  1. Friedhofsparkplatz Nordfriedhof (Begrüßung – Hr. Keicher)
  2. KZ-Gedenkstätte (Berichte eines Zeitzeugen und Gedenken + Gebet – Hr. Hahn und Fr. Correll)
  3. Evangelische Peterskirche (Ökumene, Kirchengebäude, evangelische Kirchengemeinde, Impuls – Pfr.in Krönig)
  4. Klinikseelsorge zu Gast (Aufgaben und Arbeitsfeld der Klinikseelsorge – Hr. Paoli)
  5. Linsenfarmer-Brunnen (Linsenfarmer-Legende – Hr. Hahn)
  6. Impuls im Grünen (Impuls und Geschichtliches – Hr. Keicher und Hr. Hahn)
  7. Katholische Kindertagesstätte St. Michael (Kindergartenalltag und Herausforderungen dieser Zeit – Kita-Leitung Fr. Schommer)
  8. Gemeinsame Eucharistiefeier zum Gedenktag des Heiligen Johannes des Täufers (Pater Antony und Hr. Keicher)
  9. Gemütliches Beisammensein bei Wurst und Getränk

Die Gesamtstrecke des Weges betrug ca. 2,8 km und war bei einem erfrischenden Wind gut zu bewältigen.

Wir bedanken uns bei allen Referentinnen und Referenten, allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und dem Vorbereitungsteam für den tollen Nachmittag!

Das Prozessteam informiert rechzeitig über die nächste Aktion in der Reihe „Fünf Orte, eine Seelsorgeeinheit.“!

 

Ausführlicher Bericht zur Veranstaltung aus dem Gemeindebrief:

Fünf Orte, eine Seelsorgeeinheit – Streifzug durch Neckargartach

Heiß war es, aber nicht beschwerlich: Beim Spaziergang durch Neckargartach durften wir unseren Ort auch von einer anderen Seite kennenlernen.

Peter Hahn, Neckargartacher Heimathistoriker, führte uns zuerst zur KZ-Gedenkstätte oberhalb des Sportplatzes und erzählte als Zeitzeuge vom Arbeitslager in Neckargartach, in dem in den letzten Kriegsjahren über 1000 Zwangsarbeiter untergebracht waren. Sie wurden im Salzbergwerk Neckargartach eingesetzt, wo Rüstungsgüter produziert wurden. Im April 1945 wurde das Lager geräumt, nachdem viele Häftlinge vorher schon zu Tode geschunden wurden. 246 warf man in ein Massengrab, später wurden sie auf das Areal der Gedenkstätte umgebettet. Nach einem stillen Gedenken verließen wir diese erste Station.

Beim Besuch der evangelischen Peterskirche bestaunten wir den kostbaren Flügelaltar, ein Kleinod aus dem Jahr 1516. Über die ehemals katholische Kirche gab es in jener Zeit immer wieder Auseinandersetzungen zwischen dem katholischen Deutschorden, der das Patronatsrecht für Neckargartach hatte, und der evangelischen Reichsstadt Heilbronn, zu deren Besitz das Dorf gehörte. Das gehört jedoch der Vergangenheit an. Heute gibt es ein gutes Miteinander, zum Beispiel bei ökumenischen Gottesdiensten oder beim Weihnachtsmarkt. Pfarrerin Ruth Krönig gab uns als Impuls die Worte der Jahreslosung aus Ezechiel 36,26 mit auf den Weg. „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“.

Auch der Krankenhausseelsorger Adriano Paoli hatte sich in der Peterskirche eingefunden, um uns den Weg ins Klinikum zu ersparen, das auf unserer Markung liegt. Er berichtete über seine Arbeit, die geprägt ist von guter ökumenischer Zusammenarbeit und nicht nur das – auch die muslimische Seelsorge spielt eine immer größere Rolle. Die Seelsorger sind für alle da. Es geht um das Heil des Menschen; eine sehr umfassende Sichtweise und ein offenes Miteinander sind die Voraussetzungen dazu. Wer diakonische Hilfe braucht, bekommt sie. Die Seelsorger begleiten Ratsuchende und verstehen Trost und Hoffnung zu geben.

Peter Hahn kennt die Geschichte des Linsenfahmers. Natürlich sind die Neckargartacher die Schlaueren, denn sie haben die verdorbenen Linsen, die die Heilbronner in den Neckar geworfen haben, auf dem Markt wieder an die Heilbronner verkauft!

Letzte Station war der katholische Kindergarten St. Michael, der seit der Sanierung als moderne Kindertagesstätte geführt wird. Regina Schommer, Kindergartenleiterin, informierte über die Arbeit mit den Kindern.

Danke an Prozessteam für diese schöne Idee und an die Mitwirkenden, die uns reichlich Gesprächsstoff gegeben haben für die Zeit nach dem Gottesdienst, als wir im Schatten noch gemütlich zusammen saßen.

Text: Anna Krebs